Zerplatzte Träume und kulturelle Verlockungen

Da die AfD-Fraktion daran festhält, dass der BER schon jetzt zu klein für den erwarteten Andrang sei, brachte sie den Besprechungspunkt „Integriertes Luftverkehrskonzept für die Metropolenregion Berlin entwickeln“ ein, der darauf abzielte, TXL offen zu halten. Als Experte wurde Dieter Faulenbach da Costa (fdc Airport Consulting), eingeladen, der in der Planungsphase einen Großflughafen Sperenberg mit sechs (!) Start- und Landebahnen vorgeschlagen hatte. Dass er jetzt begründete, warum der BER zu klein sei, ist demnach folgerichtig, wenn auch nicht immer schlüssig.

Die Ursache der Probleme läge in einer Missachtung des Planungsrechts und der Gleichzeitigkeit von Planung und Ausführung, was nach Faulenbach da Costa zum Chaos führen musste. So hält er insbesondere die Auslegung der Sicherheits-Kontrollbereiche für nicht ausreichend und den Bau einer dritten Landebahn aufgrund der zu erwartenden Proteste und Klagen für unmöglich. Da stellt sich die Frage, warum der Monsterflughafen London-Heathrow (32km von der Innenstadt entfernt bzw. 40 Min bis 2 Stunden) bei über 80 Millionen Passagieren seine dritte Startbahn entwidmet hat und als Stellfläche nutzt. Der Traum vom Drehkreuz ist also noch nicht ausgeträumt, obwohl Berlin aufgrund der Verzögerungen viel an Attraktivität eingebüßt hat.

Unberücksichtigt lässt Faulenbach da Costa auch das veränderte Flugverhalten, obwohl er selbst nach eigener Auskunft bei innerdeutschen Reisen die Bahn benutzt. Das geänderte Check-in-Verhalten und die beobachtete Gepäckreduzierung der Passagiere lässt als einzigen Engpass den Bereich der Sicherheitskontrollen offen, die aber mit seinen Vorschlägen für TXL nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind.

Faulenbach da Costa bezeichnet Flugzeuge als Lärmmaschinen, die nicht in von Menschen dicht besiedelte Gebiete gehören. Daher schlägt er vor, TXL nur für kleinere, lärmarme Flugzeuge auf Kurzstrecken, z.B. Learjets von Unternehmen und Geschäftsleuten offen zu halten. Hierbei gäbe es dann keine Nachtflüge. Und nix Mallorca.

Seiner Meinung, dass dieser Betrieb parallel mit den Ansiedlungen von Beuth-Hochschule, moderner Industrie und dem Schumacher-Quartier funktionieren sollte, wurde schon von den Experten im Bundestagsverkehrsausschuss widersprochen.

Fazit: TXL muss und wird geschlossen werden.

Der zweite Anhörungspunkt ist typisch für das Agieren der CDU: einheitliche Großflächenvermarktung und Anwerbung von Großbetrieben in Treptow-Köpenick mit Hinsicht auf Eröffnung des BER. Das ist wie das ständige Briefeschreiben mit anschließender Erfolgsmeldung. Nein, liebe Freunde, auch in der Abteilung Stadtentwicklung wird zielführend gearbeitet. Siehe dazu das zukunftsweisende Nachnutzungskonzept für TXL, bei dessen Realisierung die Opposition den handelnden Verwaltungen nur neidisch Stöckchen zwischen die Füße wirft.

Roland Sillmann (Geschäftsführer der WISTA Management GmbH) verwies auf den Vorteil einer guten Verknüpfung der Wissenschaftsstandorte mit dem Umfeld. Die Ansiedlung von Großunternehmen oder deren Abteilungen sei für den Standort Berlin sehr wichtig und auch die Anbindung der Umlandregionen Brandenburgs sei sehr wünschenswert. Der BER habe gerade für asiatische Unternehmen einen hohen Stellenwert in Bezug auf die Durchführung von Konferenzen und Kontakten zu jungen Entwicklern (Talente). Hierbei stelle die verkehrliche Anbindung eine hohe Herausforderung dar.

In Adlershof sind 5-10% Zuwächse in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu erwarten und möglich. Dabei verzeichnet der Bereich Optik die größten Zuwächse, noch vor dem starken Wachstum der IT. Wichtig für dieses Wachstum sind die Konferenzen und die Anbindung von Talenten. Die Zusammenarbeit mit Brandenburg sei sehr gut.

Auch im Verkehrsbereich sei ein Umdenken wünschenswert. So kommen zwei Drittel der Mitarbeiter in Adlershof mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auch die Entwicklung anderer weniger verkehrsintensiver Arbeitszeitmodelle sei erforderlich.

Und last but not least spielt für die Ansiedlung von Unternehmen auch das Kulturangebot der Region eine wichtige Rolle. Und hier kann Berlin durchaus punkten.