Wenn Berlin bis 2050 den CO2-Ausstoß um 95% reduzieren will, muss der Ausstieg aus der Kohlenutzung zur Erzeugung von Energie und Wärme bis spätestens 2030 umgesetzt werden. Ist das überhaupt machbar?

Insbesondere der Wärmesektor trägt zum großen Teil zur CO2-Belastung bei. Neben dem Müllheizkraftwerk Ruhleben (wird weiter betrieben, da ja auch weiterhin Müll produziert wird) sind das die Kraft-Wärme-Kraftwerke (KWK) Moabit, Reuter und Reuter-West, die alle von Vattenfall betrieben werden. Hatte sich Vattenfall noch vor einigen Jahren geweigert, Atomkraftwerke abzuschalten, so wirbt der Schwedische Energieriese heute damit, in einer Generation „100% fossil-frei“ zu sein.

Zusammen mit der Senatsverwaltung für Umwelt wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die klären sollte, wie dieser Umstieg zu schaffen ist. Das Ergebnis wurde nun dem Abgeordnetenhaus und der interessierten Bevölkerung vorgestellt.

Schon 2017 wurde das Braunkohlekraftwerk Klingenberg auf fossiles Gas (Erdgas) umgestellt. Dabei ist zu beachten, dass Erdgas hier nur als Brückentechnologie fungiert und später auf „erneuerbare“ Gase (Methan, Wasserstoff) umgestellt wird. Dieses Szenario ist auch die Grundlage für den Umbau der Steinkohlekraftwerke Moabit, Reuter und Reuter-West.

Die Umsetzung des Plans zur CO2-Reduktion hängt wesentlich vom politischen Willen und Einsatz ab. Neben den Faktoren Stromverbrauch und Wärmebedarf müssen auch die Sanierung von Gebäuden (Berlin hat einen hohen Bestand an Altbauten) und der Verkehrssektor betrachtet werden.

Weiter ist für einen stabilen Netzzustand erforderlich, vorliegende Energiemengen bei Überproduktion zu speichern und bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Hier besteht noch Entwicklungsbedarf und auch die Strom- und die Wärmenetze müssen neu strukturiert werden, damit ein optimaler Verteilungsgrad erreichbar ist. Das endet beim Zähler in der Wohnung, der dann die Daten jederzeit abrufbar über superschnelle Datenleitungen bereitstellt.

Bei all dem muss noch die Gesetzgebung im Bund und in Europa beachtet bzw. die entsprechenden Gesetze teilweise erstmal erlassen werden. Bei der Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung spielt natürlich auch die Frage der Kosten eine Rolle. Hier müssen die Politik und gesellschaftliche Gruppen ein hohes Maß an Überzeugungskraft erbringen.

Es wurden deshalb drei Szenarien betrachtet, die man salopp mit „gut“ (95% CO2-Reduktion), „mittel“ (80%CO2-Reduktion) und „schlecht“ (60% CO2-Reduktion) bezeichnen könnte.

Interessant ist auch, dass Berlin (891 km2) ca. 75% der Wärmemenge ins Netz speist, die das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (34.112km2) einspeist. Und auch global gesehen ist dies kein unwesentlicher Anteil. Lokales Handeln hat hier durchaus auch globale Wirkung.

Die komplette Studie finden Sie hier:

https://www.berlin.de/senuvk/klimaschutz/kohleausstieg/download/MBS_Berlin_Endbericht.pdf

eine Zusammenfassung finden Sie unter folgendem Link:

https://www.berlin.de/senuvk/klimaschutz/kohleausstieg/download/MBS_Berlin_Endbericht.pdf

und eine übersichtliche Präsentation liefert der Vortrag:

https://www.berlin.de/senuvk/klimaschutz/kohleausstieg/download/forum_kohleausstieg20180626_ritzau.pdf

Etwas älter, aber umfassender und auch Grundlage dieser Studie:

https://www.berlin.de/senuvk/klimaschutz/studie_klimaneutrales_berlin/download/Machbarkeitsstudie_Berlin2050_Hauptbericht.pdf