Ein sichtlich entspannter Flughafenchef sagte im Beteiligungsausschuss des Abgeordnetenhauses ein Ende der Leidenszeit voraus. Die seit Ende Juli laufenden TÜV-Prüfungen liefen schneller als erwartet. Dabei wird das Zusammenwirken aller technischen Sicherheitssysteme überprüft. Die Einzelsysteme waren ja schon vorher einzeln abgenommen, jetzt geht es um die Schnittstellen und ein reibungsloses Ineinandergreifen der Systeme. Über 80% der Prüfszenarien sind schon abgearbeitet und die Wirk-Prinzip-Prüfung könnte in einer Woche beendet sein. Eine Bekanntgabe des Eröffnungstermins würde dann Ende November erfolgen, wenn der TÜV seine Prüfungsergebnisse dokumentiert habe.
Bis Ende des Jahres will man auch die restlichen Mängel in den Kabelgewerken beseitigt haben. Die Sondergenehmigungen für vier Dübeltypen werden demnächst beantragt und man ist zuversichtlich, diese zu erhalten. Im ersten Quartal 2020 könnte dann die Freigabe durch das Bauordnungsamt Dahme-Spreewald erfolgen.
Da fast alle Gebäudeteile fertig sind, könnte der Bau aus dem Technikbereich in den Betriebsbereich übergeben werden und der ORAT-Betrieb (dt.: Einsatzbereitschaft und Flughafentransfer) erfolgen. Dazu werden dann wieder ca. 2.000 Komparsen benötigt, um betriebsnahe Simulationen durchzuspielen.
Natürlich versuchte die Opposition trotz aller Freude über die positiven Nachrichten wieder, den BER als zu klein darzustellen. Lütke Daldrup bezeichnete ein fertiges Terminal T2 als „nice-to-have“, aber der BER könne auch ohne das neue Terminal 2 ans Netz gehen und Tegel geschlossen werden, da seine Kapazität weit über der von TXL läge. Zudem fällt die Eröffnung in den Zeitraum des Winterflugplans, der bis zu einem Drittel weniger Flugbewegungen aufweist. Die im Untersuchungsausschuss angesprochenen angeblichen Abfertigungsstaus wegen zu geringer Anzahl von Schaltern sieht der Flughafenchef nicht, da mehr als die Hälfte der Passagiere mittlerweile seine Tickets direkt auf dem Handy haben oder sich die Tickets aus dem Internet ausdrucken. Außerdem habe sich die Technik bei den Sicherheitskontrollen ebenfalls verbessert, so dass auch hier eine schnellere Abfertigung erfolgt. Man brauche das T2 also nicht sofort, aber es wäre schön, wenn es im Frühjahr 2021 bereitstünde.
Ein Umzug von Tegel nach Schönefeld könne dann in zwei bis drei Schüben erfolgen. Abgesehen von den immensen Kosten für den Lärmschutz (nach neuen Anforderungen bis zu 2 Milliarden Euro) sowie 1 Milliarde Euro für Instandsetzung bei einem Weiterbetrieb des Flughafen Tegel könne nach dessen Schließung endlich das Zukunftsprojekt der „Urban-Tech-Republic“ starten und für einen Innovationsschub für Berlin sorgen.