„Den militärischen Teil des Flughafens in Tegel Nord für eine neue Flüchtlingsunterkunft zu nutzen ist nicht sinnvoll. Wir haben in Reinickendorf ohnehin schon zwei große Flüchtlingszentren, eines bereits auf dem Flughafengelände und dann das Ankunftszentrum auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Reinickendorf hat inzwischen die meisten Geflüchteten und ist damit mehr als ausgelastet.
Der vorgeschlagene Standort in Tegel Nord ist mir gut bekannt, da ich mich seit Jahren für eine öffentliche Widmung der Straßen in der Cité Guynemer einsetze. Dort gibt es keine Infrastruktur für weitere 3000 Menschen. Es fehlen Kitas, Schulen, Supermärkte und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nicht ausreichend. Dazu kommt das schon seit Jahren bestehende, bisher leider nicht wirklich gelöste Problem der Wasserver- und entsorgung. Die alten Leitungen müssen endlich saniert und gewartet werden! Und das ist nur mit einer einer öffentlichen Widmung aller Straßen möglich. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten nach wie vor eine Lösung dieser Probleme. Der Zuzug vieler Menschen wird die Situation zusätzlich erschweren.
Zurzeit leiden die Anwohnenden auch unter dem Fluglärm durch die drei Hubschrauber der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums. Die Flugbereitschaft hätte schon längst an den BER umziehen können, auch dafür habe ich mich immer wieder eingesetzt. Ein Ende ist jetzt hoffentlich absehbar und wird auch die Bürgerinnen und Bürger in der Siedlung „Waldidyll“ freuen. Dort kämpfen die Anwohnerinnen und Anwohner seit Jahren gegen Vermüllung, verkehrswidriges Parken und nächtlichen Lärm der großen Mengen an Menschen, die besonders im Sommer zum Flughafensee kommen. Die Forderung nach mehr Kontrollen unterstütze ich auch schon jahrelang vehement. Ein Zuzug vieler weiterer Menschen in unmittelbarer Nachbarschaft, die sich verständlicherweise am See aufhalten wollen, wird den Nutzungsdruck erhöhen. Und die bestehende Infrastruktur (z.B. Toiletten) reicht schon jetzt nicht aus.
Bei der Planung neuer Flüchtlingsunterkünfte müssen zwingend die bisher schon bestehenden Probleme in den vorgeschlagenen Gebieten berücksichtigt werden. Wenn diese mit gelöst werden und außerdem eine gute Infrastruktur vorliegt bzw. geschaffen wird, kann Integration gelingen. Alles andere wäre komplett kontraproduktiv.“
V.i.S.d.P.: Jörg Stroedter, MdA