Am 18. September 2025 durfte ich im Rahmen meines Stadtteiltages gemeinsam mit der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch, dem bildungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Marcel Hopp, dem schulpolitischen Referenten Stefan Valentin sowie meinem Kollegen Holger Jaumann die Mark-Twain-Grundschule in Reinickendorf besuchen.
Bereits in der Aula wurden wir herzlich empfangen, von Schulleiter Herrn André Seidel, seiner Stellvertreterin Frau Svenja Krauß, der engagierten Erzieherin und Koordinatorin Frau Müller sowie einer Mitarbeiterin der Schulaufsicht. Einen besonderen Auftakt bildete die Aufführung des Schulliedes der Klasse 4a, die mit viel Freude und Rhythmus das musikalische Profil der Schule unterstrich.
Eine Schule im Wandel
Herr Seidel stellte uns im Anschluss die Mark-Twain-Grundschule vor, an der derzeit rund 550 Kinder unterrichtet werden. In den letzten Jahren hat die Schule einen enormen Wandel erlebt, ausgelöst durch den starken Zuzug nach Reinickendorf. Ursprünglich zweizügig geplant, ist sie mittlerweile auf vier Züge erweitert worden. Die Schule arbeitet nach einem Drei-Häuser-Konzept: Die 1. und 2. Klassen befinden sich gemeinsam mit dem Hort in einem Haus, die 3. und 4. Klassen im nächsten, und die 5. sowie 6. Klassen im dritten Gebäude.
Als gebundene Ganztagsschule mit einem besonderen Fokus auf Musik und Rhythmus sowie einer engen Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement erfüllt die Schule eine wichtige soziale Funktion im Kiez.
Große Herausforderungen im Alltag
In einer offenen und sehr ehrlichen Gesprächsrunde schilderten uns Lehrkräfte, Erzieherinnen und Sozialpädagogen die alltäglichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind:
- Raummangel: Die bestehenden Räume reichen nicht aus, vor allem für die dringend benötigte Freizeitgestaltung am Nachmittag.
- Aufmerksamkeitsdefizite: Viele Kinder haben eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne, teils nur 30 Sekunden, was das Lernen erheblich erschwert.
- Sprachbarrieren: Ein hoher Anteil an Flüchtlingskindern führt zu großen sprachlichen Hürden, sowohl im Unterricht als auch im Austausch mit den Eltern.
- Ständige Wechsel in den Klassenbesetzungen: Die Fluktuation im Schülerbestand erschwert pädagogische Kontinuität und langfristige Förderung.
Ein besonders eindrückliches Beispiel kam von den Erzieherinnen: Sie erleben regelmäßig, dass Kinder zur Einschulung nicht schulfähig sind. Ein Grund sei, dass viele Kinder zuvor keine Kita besucht haben. Der Wunsch: eine verbindliche Kitapflicht, damit Kinder frühzeitig sprachlich, sozial und motorisch gefördert werden. Dieses Thema wurde auch mit der Senatorin intensiv besprochen, es betrifft allerdings auch bundespolitische Rahmenbedingungen und muss daher auf dieser Ebene weiterverfolgt werden.
Ein weiterer Vorschlag aus der Schule war die Einführung eines Dolmetschersystems, idealerweise KI-gestützt, um Elterngespräche überhaupt ermöglichen zu können. Der Bedarf an mehrsprachiger Kommunikation ist groß, die Ressourcen dafür aber begrenzt.
Fazit
Die Mark-Twain-Grundschule leistet unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit. Der Besuch hat erneut gezeigt, wie wichtig es ist, direkt mit den Menschen vor Ort zu sprechen, mit denen, die jeden Tag mit vollem Einsatz für die Bildung unserer Kinder arbeiten. Ihre Erfahrungen und Ideen nehme ich mit in meine politische Arbeit, denn gute Bildung braucht nicht nur gute Konzepte, sondern auch die richtigen Rahmenbedingungen.
Jörg Stroedter
Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion
